Allen Grund auf die Straße zu gehen

Im Jänner 2022 hatten zwei Schulstreiks stattgefunden – vor allem weil bei der Matura keine Rücksicht genommen werden sollte auf die Belastung der Schüler/innen durch die Pandemie. Aber auch dieses Jahr hätten Schüler/innen allen Grund auf die Straße zu gehen. Krise folgt auf Krise – erst die Pandemie und die ungebrochene Klimakrise, dann der Ukrainekrieg, die Energiekrise und Inflation. Immer mehr Jugendliche haben Angst um ihre Zukunft und hinterfragen das kapitalistische System an sich.

Neverending Leistungsdruck

Jeder der in der Pandemie Schüler/in war spürt in der einen oder anderen Form Nachwirkungen der Pandemie, auch wenn das durch die aktuellen Krisen weit weg wirkt. Es sind für viele zwei verlorene Jahre. Viele Schüler/innen haben Mental Health Issues und Lerndefizite. Dennoch wird von ihnen erwartet dass sie funktionieren.

Nur Spitze des Eisbergs

Gleichzeitig nimmt der Leistungsdruck zu. Bereits in den zehner Jahren hatte es immer wieder Proteste gegen das starre standardisierte System der Zentralmatura gegeben, die im Namen der Vergleichbarkeit auf dem Markt keine Rücksicht auf individuelle Talente und Schwächen zulässt. Schulen an Standorten mit sozialen Problemen sind dabei benachteiligt.

Lernen für den Kapitalismus?

Das eigentliche Problem ist eine Schule, die völlig auf das kapitalistische Profitsystem ausgerichtet ist – sie lebt von Stress, Konkurrenz und Leistungsdruck und produziert im Grunde Arbeitskräfte für den Arbeitsmarkt. Von den Kindergärten bis zur Matura herrscht Mangelwirtschaft und Leistungsdruck, es ist schwierig Plätze zu bekommen, sowohl in Krippe und Kindergarten als auch dann in der begehrten Lieblingsschule. Der Kampf darum artet in Konkurrenz und Leistungsdruck schon bei den Kleinsten aus. Mit dem Lehrermangel wird sich diese Sitation verschärfen.

Gesamtschule die den Namen auch verdient und genug finanzielle Ressourcen!

In den Volksschulen gibt es zum Teil immer wieder Versuche von Reformpädagogik. Aber damit ist spätestens beim Übergang in die weiterführende Schule Schluss. Die Trennung in Mittelschule und Gymnasien bedeutet Lernstress schon in der Volksschule (trotz Reformpädagogik) und 2-Klassenbildung – stattdessen sollte es eine Gesamtschule geben, die diesen Namen auch verdient, mit einer Anhebung der finanziellen Ressourcen, sodass eine gemeinsame Schule bessere Bildung für alle bietet. Denn in den letzten Jahrzehnten wurde bei der Bildung immer wieder der Sparstift angesetzt. Die Universitäten sollten frei zugänglich sein für alle – ohne Zugangsbeschränkungen oder Studiengebühren und ohne Matura als Voraussetzung.
 
Imagine no Leistungsdruck

Leistungsdruck ist ein gesamtgesellschaftliches Problem – und hat damit zu tun, dass wir uns nach Ende der Ausbildung einen Job suchen müssen. In einer echten demokratischen sozialistischen Gesellschaft wäre Schule völlig anders zu denken – ohne Leistungsdruck, Konkurrenzstreben und Lernstress. Die Freunde am Lernen stünde dann tatsächlich im Vordergrund. Es gäbe keine 2-Klassenbildung und keine Karriereplanung von der Wiege weg.
 
Wie Bewegung an den Schulen aufbauen?

Die Bewegung an den Unis hat bereits begonnen, Kontakte in den Bildungsbereich zu knüpfen, einerseits über die Lehrkräfte, aber auch über Schüler/innen. Die Frage von Budget betrifft auch die Schulen in der einen oder anderen Form. Eine Bewegung an den Schulen müsste das aufgreifen, aber auch Fragen von Leistungsdruck, eine Aufweichung der Zentralmatura hin zu mehr Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler/innen. Mit der Forderung nach mehr und besseren Ressourcen für die Schulen ist eine Schlüsselfrage – und die Lehrkräfte sind hier ein wichtiger Bündnispartner. Bezahlung und Arbeitsbedingungen von Lehrkräften müssen so gestaltet sein, dass es ein attraktiver Job ist. Viele Schüler/innen beginnen den Kapitalismus zu hinterfragen. Daher müsste  – wie an den Unis – eine solche Bewegung thematisieren, dass es das kapitalistische System ist, das zu Leistungsdruck und Bildungsabbau führt, anstatt die Talente der Schüler/innen zu entwickeln.